05. November 2024

Als Abschluss der Online-Kolloquiumsreihe fand im Pilotgebiet des Wyssprojekts in Säriswil ein Austausch- und Weiterbildungsanlass statt. Dabei wurde diskutiert, welche Daten als Ausganspunkt für Stichprobenpläne gewählt werden sollten und wie diese im Feld umgesetzt werden.

Autor:innen: Marie Hertzog, Simon Tanner

Die Kolloquiumsreihe des letzten Jahres wurden von den beiden Arbeitsgruppen Boden 4.0 und Bodenkartierung gemeinsam mit einem Anlass in Säriswil im Kanton Bern abgeschlossen. Die vorgängige Umfrage zum Online-Kolloquium hatte ergeben, dass die meisten Teilnehmenden im Rahmen eines solchen Anlasses das Thema Stichprobenplanung vertiefen und miteinander diskutieren möchten, entsprechend wurde auch das Leitthema des Anlasses ausgewählt. Säriswil, der Ort der Durchführung, liegt inmitten des Wyss-Pilotgebietes, in welchem Stichprobenpläne für die Profilauswahl und die nachfolgende Feldkartierung angewendet und getestet wurden. Der Abschlussanlass nahm direkten Bezug auf diesen exemplarischen Stichprobenplan.

 

Im ersten Teil des Anlasses wurde vorgestellt, welche Umweltgeodaten für die Erstellung von Stichprobenplänen herangezogen werden. Dies sind flächendeckend vorliegenden Geodaten; einerseits Ableitungen vom digitalen Höhenmodell wie beispielsweise die Planarkrümmung oder der Topografische Nässeindex (TWI) und andererseits auch der harmonisierte Datensatz von der Geologischen Karte oder von Erkundungsbohrungen abgeleitete pedologische Zonen. Die zu verwendenden Umweltgeodaten sind vielzählig und mehrskalig – es gibt nicht nur eine Vielzahl von möglichen Reliefableitungen, sondern auch die Auflösung einer Reliefableitung kann variieren, um sowohl kleinräumige als auch Phänomene mit grösserem Massstab zu erfassen.

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Der Einfluss und die Auswahl der passenden Umweltgeodaten wurde in Gruppen direkt im Feld diskutiert, der Nebel kam da nicht gerade entgegen.

Für die Erstellung der Stichprobenpläne kann nur eine Teilmenge dieser Umweltgeodaten verwendet werden. Als Feldübung haben die Teilnehmenden in vier unterschiedlich geprägten Gebieten versucht, mit geschärftem Landschaftsblick die bodenbildenden Faktoren zu bestimmen und die charakteristischen Landschaftsformen zu eruieren. Daraufhin bestand die Aufgabe darin, in den mitgeführten Umweltgeodaten auf dem Tablet möglichst jene fünf Datensätze zu wählen, welche die Landschaft am besten charakterisieren und für einen fiktiven Stichprobenplan in diesem kleinen Gebiet verwendet werden könnten. Der Nebel hatte sich bis zum Ende der Feldübung leider noch nicht ganz gelichtet, was die Interpretation der charakteristischen Landschaftseigenschaften etwas erschwerte. Das feine Mittagessen mit Älplermagronen im Pfadiheim Säriswil stärkte dafür alle Teilnehmenden wieder für das Nachmittagsprogramm.

 

Am Nachmittag stellten die vier Gruppen ihre Erkenntnisse von der Feldübung im Plenum vor und es haben sich ähnliche Umweltgeodaten herauskristallisiert, wobei jedes Gebiet auch seine Eigenheit mit sich brachte. Beispielsweise war die Hangneigung als Ableitung nur in einem Gebiet relevant, wo auch grössere Höhenunterschiede vorliegend und kolluviale Prozesse vorherrschend waren. Daraufhin wurden die effektiv für den Stichprobenplan im Wyss-Pilotgebiet ausgewählten Umweltgeodaten vorgestellt, welche sich meist mit den von den Gruppen genannten Favoriten deckten.

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Im anschliessenden Plenum im Pfadiheim Säriswil wurde die Auswahl der verschiedenen Umweltgeodaten und deren Einfluss auf die Stichprobenplanung diskutiert.

Im zweiten Teil des Anlasses lag der Schwerpunkt auf dem Umgang mit dem Stichprobenplan auf dem Feld. Mithilfe von vier Leitfragen wurde wieder in Gruppen in den vier Gebieten versucht, den Umgang mit einem Stichprobenplan zu simulieren. Bei inzwischen herrlich, sonnigem Wetter konnten die Teilnehmenden auf ihren Tablets im Qfield-Projekt die vorgegebenen Punkte und zu jedem Punkt auch das zugehörige Cluster im Feld visualisieren.

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Die Arbeit mit digitalen Werkzeugen, wie etwa Tablets gewinnt zunehmend an Wichtigkeit. Ein grosser Vorteil dabei ist die vereinfachte Interaktion zwischen vormodellierten Clustern und der Erfahrung der Kartierenden. So können etwa Polygone im Feld angepasst werden, wenn die Modellierung an manchen Punkten zu ungenau ist.

1.   Die erste Leitfrage widmete sich dem Cluster – die Formen der Cluster, welchen multidimensionale Kombinationen der Umweltgeodaten zugrunde liegen, konnten nicht immer in der Landschaft nachvollzogen werden.

 

2.   In der zweiten Leitfrage wurde die Begründung gesucht, die für das Verschieben eines Punktes herangezogen werden können.

  

3.   Die dritte Leitfrage setzte sich mit den freien Bohrungen oder sogenannten Verdichtungsbohrungen auseinander: Wo können im bestehenden Stichprobenplan weitere Bohrungen gesetzt werden und welches sind die Gründe für die Wahl?

 

4.   Die vierte und letzte Leitfrage befasste sich mit dem Thema der «vereinfachten Polygone». Mit welchen Hypothesen können - ergänzend zu den detailliert erhobenen Bodeninformationen - im Feld einfache Polygonformen gezeichnet werden? Ein solches Polygon stellt die Fläche um einen beschriebenen Bohrungspunkt dar, in welcher ähnliche Bodeneigenschaften erwartet werden. Diese vereinfachten Polygone könnten die nachfolgende räumliche Modellierung mit zusätzlichem Informationsgehalt unterstützen.

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Im Zusammenhang mit den Leitfragen und den vorhergehenden Diskussionen wurde die Auswahl der Polygone und der Cluster aus der Vormodellierung vor Ort besprochen.

Die vier Leitfragen und die gesammelten Erfahrungen und Eindrücke wurden im Anschluss zur Feldbegehung im Plenum diskutiert. Nach zwei Feldbegehungen und anregenden Diskussionen konnte mit einem wohlverdienten Apéro-Riche der Anlass ausgeklungen werden.

 

Das Organisationsteam bedankt sich herzlich bei den Teilnehmenden für die aktive Teilnahme und die angeregten Diskussionen am Abschlussanlass der Kolloquiumsreihe 2024.

 

Auch in diesem Jahr wird die Kolloquiumsreihe im Onlineformat fortgesetzt, die Aufzeichnungen und Unterlagen der jeweiligen Anlässe von diesem, aber auch vom letzten Jahr, finden Sie auf der Webseite der BGS unter folgendem Link Online-Kolloquium - bgs – ssp.